"Heimatkunden" - Gespräch mit Frank Stege und Lukas Beckmann

14.01.2024

Auftaktveranstaltung der Reihe „Heimatkunden“ mit Frank Stege und Lukas Beckmann

Welche Bedeutung hat Heimat, wie prägt sie uns? Mit ihrer Idee, Menschen aus der Region unterschiedlicher Herkunft und politischer Gesinnung zusammenzubringen, um darüber im Podium zu sprechen, hatten Ingrid Hüchtker, Lukas Beckmann und Wolfgang Grassl offenbar einen guten Riecher.

Zur Auftaktveranstaltung ihrer Reihe „Heimatkunden“ waren am Samstagabend weit mehr als einhundert Interessierte ins Stechlinseecenter nach Neuglobsow gekommen.
Es mussten sogar etliche Stühle nachgeordert werden. Gegenüber standen sich der Amtsdirektor des Amtes Gransee und Gemeinden und Anhänger der konservativen CDU Politik Helmut Kohls, Frank Stege, und Lukas Beckmann, Mitbegründer und Geschäftsführer der Grünen, gegenüber.
Bereits in der Vorstellung beider Herren, dargestellt durch Journalistin und Moderatorin der Veranstaltung Martina Dase, wurde jedem im Publikum klar, dass vor ihnen zwei völlig unterschiedlich geprägte Menschen saßen. Zum einen ein bodenständiger Bauernsohn, aufgewachsen in Schulzendorf, in der ehemaligen DDR, Landmaschinenschlosser, Diplom Ingenieur, Technischer Leiter der LPG, Firmechef, der Firma Lamadi, Geschäftsführer des Ziegeleiparks Mildenberg und jetziger Amtsdirektor des Amtes Gransee und Gemeinden sowie Vorsitzender vom Tourismusverband Ruppiner Seenland Frank Stege, zum anderen Lukas Beckmann, ebenfalls bodenständig in ländlichem Gefilde im damaligen Westdeutschland und heutigem Niedersachsen aufgewachsen, Landwirt, Soziologe, Mitbegründer und Geschäftsführer der Grünen und der Heinrich-Böll-Stiftung, Geschäftsführer der Bündnis-Grünen im Deutschen Bundestag, Vorstand der GSL Bank Stiftung in Bochum, Aufsichtsrat der Correctiv gGmbH und Vorstandsmitglied der Initiative Zernikow.

Frank Stege berichtet von echten Märkern, auf deren Worte und Taten er sich verlassen könne, auf die Orte, insbesondere die Seen und Wälder, aber auch die Schlösser, die gesamte Grafschaft Ruppin, in der er mit seiner Familie zu Hause ist, und dem Zirat: „Zukunft braucht Herkunft“, auf die Frage der  Moderatorin Martina Dase, was bedeute für ihn Heimat in einem Satz erklärt.
Lukas Beckmann beschreibt sein Heimatgefühl mit „Herkunft, Sicherheit, Vertrauen.“
Aktuell zu den Protesten der Landwirte hakte Martina Dase zuerst bei Frank Stege nach, wie er dem Ganzen gegenüber stehen würde. „Ich halte die Proteste der Landwirte, die von vielen anderen Gruppen, wie auch Spediteuren, Gastronomen, Einzelhändlern bis hin zu Privatpersonen, unterstützt werden, für dringend notwendig und kann die Aktionen nur befürworten. Bei den Protesten geht es nicht nur um Agrar-Diesel, es geht um deutlich mehr! Es muss was passieren!“
Trotz der unterschiedlichen politischen Auffassungen beider Gesprächspartner gab hier übereinstimmende Ansichten, wenn auch aus unterschiedlichen Positionen heraus. Lukas Beckmann ist sich ebenfalls sicher: „So kann es nicht weitergehen!“
Das Publikum sammelte sich am Samstagabend spürbar in unterschiedliche Gruppen. Besonders die Antworten auf Martina Dases Frage zu den Flüchtlingen im Amt Gransee und Gemeinden und wie gut Integration gelungen sei, brodelte es in den Stuhlreihen. Lukas Beckmann ist sich sicher, dass Zuwanderung global gesehen gebraucht wird. Er zieht einen Vergleich zu China, in der die sogenannte „Ein-Kind-Kultur“ vorherrscht und dreht seine Empfehlung dahingehend, dass Drei oder Vier-Kind-Familien gut wären.
Frank Stege erklärte, dass Deutschland an seine Grenzen stoße und nicht die ganze Welt retten könne.
Er verdeutlichte, sein Ergebnis über die Zuwanderung anhand des physikalischen Prinzips: „Wo ein Körper ist, passt kein zweiter hin. So ist es mit dem Wohnraum, der durch die Vielzahl der Einwanderung besetzt worden ist, aber auch in unseren Kitas und Schulen haben wir Probleme. Uns fehlen Plätze und entsprechend auch Lehrer.“
Stege merkte an, dass Integration beispielhaft gut mit Chinesen, Vietnamesen, Portugiesen oder Polen funktioniere, weniger jedoch mit Flüchtlingen aus dem arabischen oder afrikanischen Raum. „Integration ist keine Einbahnstraße.“, fügte er hinzu.
Mit dieser Aussage wollte Hilmar von Lojewski aus Burow nicht nach Hause gehen - er bat den  Amtsdirektor in der anschließenden offenen Frage und Antwort-Runde um ein positives Beispiel für gelungene Integration. Frank Stege erzählte von einer syrischen Kita-Mitarbeiterin, die den Kolleginnen und Kollegen sowie besonders auch für die syrischen Kinder und Eltern sowohl als Dolmetscherin als auch als pädagogische Fachkraft eine wichtige Rolle einnahm.
Ines Richter von der Willkommens-Initiative Gransee hielt es nun nicht mehr auf ihrem Stuhl. Er war ihr schlichtweg zu wenig. Sie berichtet von fast ausschließlich gut integrierten Flüchtlingsfamilien, die überall gern gesehen seien, sowohl in Geschäften als auch in Schulen oder Arztpraxen.
In der kommenden Veranstaltung werden Marianne Birthler und Beate Wolf aus Menz aufeinander treffen.
Nach der Auftaktveranstaltung, die exakt auf die Minute, pünktlich um 20.00 Uhr, von Martina Dase beendet werden konnte, gab es im Foyer des Stechlinseecenters Getränke und belegte Brote, vorbereitet von der Initiative Zernikow.